Erfolgsquoten der ICSI
Ein wichtiger Aspekt für die hohe Erfolgsquote des ICSI-Verfahrens ist die Tatsache, dass bei Männern mit einer geringen Anzahl oder einer schlechten Qualität ihrer Spermien im Ejakulat lediglich eine Samenzelle für eine ICSI-Behandlung ausreicht. Bei über 70 Prozent der Eizellen kommt es zur Befruchtung. Die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft hängt von individuellen Faktoren wie der Fruchtbarkeit und dem Alter der Frau ab. Denn damit es zu der gewünschten Elternschaft kommt, müssen auch in der Reproduktionsmedizin viele Schritte präzise zusammenpassen. Die Stimulation der Eierstöcke, die Weiterentwicklung der befruchteten Eizelle oder das Einnisten der Eizelle in den Uterus müssen funktionieren. Ist die befruchtete Zelle jedoch erst einmal in der Gebärmutter eingenistet, ist die Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft gut.
Wie funktioniert die ICSI-Methode?
Im ersten Schritt werden die Eierstöcke der betroffenen Patientin hormonell stimuliert. Damit wird die Reifung mehrerer Eibläschen – der Follikel – angeregt. Je nach Patientin werden dafür individuell zugeschnittene Verfahren mit verschiedenen Hormonpräparaten eingesetzt. Sobald die ovarielle Stimulation ausreichend Eibläschen produziert hat, löst der Reproduktionsspezialist den Eisprung bei der Frau hormonell aus. Dafür wird ihr das humane Choriongonadotropin (hCG) eingespritzt, woraufhin die reifen Follikel jeweils eine befruchtungsfähige Eizelle entlassen. Nach etwa 36 bis 48 Stunden entnimmt der Chirurg mit Hilfe einer dünnen Nadel die Eizellen über die Vagina aus dem Eierstock. Für diesen Vorgang wird die Patientin leicht sediert.
Gleichzeitig muss der Mann idealerweise frisches Sperma bereitstellen. Diese Samenspende geschieht per Masturbation. Aufbereitetes tiefgefrorenes Sperma funktioniert auch. Der Spezialist wählt anhand von Aussehen, Form und Beweglichkeit eine geeignete Samenzelle für die Injektion aus. Im nächsten Schritt wird die intrazytoplasmatische Spermieninjektion mit Hilfe von Mikromanipulatoren und Mikropipetten unter dem Mikroskop durchgeführt. Die Eizelle wird zunächst fixiert und von der gegenüberliegenden Seite wird ein Mikroinjektor herangeführt, der ein einzelnes Spermium enthält. Der Injektor wird durch das Zytoplasma der Eizelle eingeführt. Nach der Injektion wird die Eizelle in das Nährmedium einer Zellkultur verbracht und am nächsten Tag auf eine erfolgreiche Befruchtung hin geprüft.
Anschließend landet die befruchtete Eizelle für zwei bis vier Tage in einem Brutkasten, wo sie sich im Erfolgsfall durch Zellteilung weiterentwickelt. Damit steht dem Transfer des entstandenen Embryos in die Gebärmutter nichts im Wege. Wurden mehrere Eizellen über dieses Verfahren befruchtet, können in der Türkei auch bis zu drei Embryonen durch die Scheide in die Gebärmutter übertragen werden. Damit steigen die Erfolgschancen. Weitere Eizellen können dank Kryokonservierung eingefroren werden – für einen eventuell notwendigen weiteren Versuch oder eine gewünschte zweite Schwangerschaft.
Der gesamte Vorgang dauert etwa 20 Tage. Für einen ersten Schwangerschaftstest muss sich die Patientin ca. fünf Wochen in Geduld üben. Ist der ICSI erfolgreich verlaufen, lässt sich der Geburtstermin mit speziellen Schwangerschaftsrechnern bestimmen. Als Grundlage der Berechnung zählt das Datum der Eizellentnahme bzw. der Tag, an dem die kryokonservierte Probe aufgetaut wurde.
Vor- und Nachteile der ICSI-Methode
Ein starkes Argument für eine ICSI-Behandlung ist der geringe Bedarf an Spermien. Männer mit einem schlechten Spermiogramm profitieren von dem Programm, da beim ICSI häufig ein einziges Spermium ausreicht, um eine erfolgreiche künstliche Befruchtung auszulösen. Für die Frau kann die hormonelle Stimulation der Eierstöcke körperlich oder psychisch belastend wirken. Lediglich geringe Risiken für Infektionen oder Verletzungen bestehen bei der Entnahme der Eizellen für die ICSI.